Nach insgesamt zehn Jahren (2003 bis 2012) als
Radrennfahrer in Europa unterwegs, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Seit 2006 war ich im internationalen Rennzirkus in UCI-lizenzierten
Continental-Teams (UCI Europe Tour) unterwegs. Angefangen als Junior und
Amateur beim Veloclub Romanshorn und dann als Elite-Rennfahrer bei Hadimec über
Price-Your Bike brachte mich meine letzte Saison zum Team Atlas Personal-Jakroo.
Das Sportamt Thurgau führte am vergangenen Mittwoch die traditionelle Sportlerehrung in Weinfelden durch. Alle Thurgauerinnen und Thurgauer, die an einem internationalen sportlichen Grossanlass den Kanton und die Schweiz vertreten hatten, waren dazu eingeladen. Rund 15 Spitzensportler von Eishockey über Pferdesport bis hin zu Golfern folgten der Einladung. Zusammen mit Kollege Claudio Imhof vertrat ich die Radrennfahrer-Fraktion, in meinem Fall aufgrund meiner Teilnahme an der Universiade in Shenzhen /CHN, von der ich vergangenen August als glücklicher Gold- und Silbermedaillengewinner zurückkehrte. MISSGLÜCKTE FLUCHT UND DANN "ALL IN" FÜR PIRMIN LANG MIT PROVOKANTER TAKTIK
Nun gut, während den 7 letzten Runden machten die Teamkameraden Baldo, Winter, Erdin, Baer und ich „all in“ und verballerten alles, um die 3er-Flucht noch einzuholen. Ziemlich genau 1km vor dem Ziel wurden die Ausreisser gestellt. Dass Daniel Henggeler dann aus dritter Position das Rennen doch noch gewinnt, ist eine bravouröse Leistung und er hat den lang ersehnten Sieg verdient! Nach meiner letzten Ablösung wurde ich von den nervösen Typen von hinten abgedrängt und so fehlte unserem Sprinter Pirmin Lang ein Teamkollege, sodass er zu früh den Sprint eröffnen musste. Lang erreicht nach dem GP Osterhas aber erneut Rang 2 und beweist, dass unsere provokative Taktik völlig berechtigt war!!! Ein sich langweilig ab zu zeichnendes Finale verwandelte Team Atlas Personal – Jakroo in ein Hitch-Cock Finish mit Doppelsieg anstelle eines sicheren Podiums. Atlas-Personal stand beim traditionellen Osterkriterium GP Osterhas (Affoltern a. Albis) ganz klar in der Favoritenrolle. Während einige Teamkollegen schon in der Anfangsphase öfters die Big Points in den grossen Wertungen abräumten, bestand meine Aufgabe darin, das Rennen schnell zu machen. So erschien ich mehrere Male mit Attacken in der Offensive, hinten derweil die Gegner verbissen beschäftigt, mir nach zu setzen.
Bei Rennhälfte änderte sich dann nach meinen diversen nicht geglückten Ausreissversuchen meine Aufgabenstellung, denn meine besser positionierten Teamkollegen benötigten Unterstützung. Daher landete ich unwichtig nur auf Rang 14. Teamkollege Nicolas Baldo befand sich auf der Flucht mit Rufalex-Fahrer Roman Andres, der allerdings der bessere Sprinter als Baldo ist und dementsprechend grosse Siegchancen hatte und zudem eine Gefahr für den bis dahin in Führung liegenden Teamkollegen Michi Baer darstellte. Nach kurzer Besprechnung mit Mitfavorit Pirmin Lang attackierte ich aus dem Feld, um die beiden zurück zu holen. Für aufmerksame Zuschauer mag dies eine absurde Aktion von mir gewesen sein, einem eigenen Teamkollegen derart nachzusetzen, später sollte es sich aber genau dies als Schlüsselhandlung für einen Dreifachsieg herausstellen. Der Vorteil bestand darin, dass ich mit der Soloaktion ein hohes Tempo anschlug und gleichzeitig hinten die Gegner zum Nachsetzen zwang. Dadurch rückte alles wieder zusammen, Baldo und Andres eingeholt, Situation nach guter Rennhälfte neutralisiert.
Kurz darauf nach Abnahme einer grossen Wertung machte sich erneut Teamleader Nicolas Baldo davon zusammen mit Pirmin Lang im Schlepptau und provozierte mit diesem Vorstoss eine Atlas-Doppelführung, Roman Andres von Rufalex diesmal abwesend. Erst damit gelang uns die „Aufstellung" mit Erfolgschance! Der 156km lange GP Valloton in Fully begann für mich schon unheilvoll mit einem frühen, zu langen Boxenstopp im ersten Anstieg (Hinterraddefekt), und endete desaströs mit einem komplett leeren Tank auf den letzten 20km! Schon im ersten Anstieg sah ich mich dadurch gezwungen, die Drehzahl ins Tiefrote zu drehen. Wie es dazu kam: Starker Baur Beim 120km langen GP de la Courtine im jurassischen les Genevez trat Atlas Personal mit der ganzen Mannschaft an. Damit wurde verständlicherweise bei den Elite die Verantwortung an unsere Mannschaft abgeschoben, das immense Zeithandicap von 8 Minuten am Start auf die Amateure zu reduzieren. Unsere Taktik bestand aber darin, nicht das ganze Elitefeld an die Amateurspitze zu führen. So entstand bei heftigem Wind unter dem Tempodiktat von Atlas Personal eine Fünfergruppe ausschliesslich aus Atlas-Fahrern: Nicola Baldo, Jonathan Fumeaux, U23 SM Marcel Aregger, Simon Pellaud und mir. Das ganze Rennen bildeten wir zu fünft die Elite-Spitze auf der Jagd nach den führenden Amateuren bei heftigen Windverhältnissen. Die Amateur-Hauptgruppe leistete starken Widerstand. Erst rund 5km vor dem Ziel erfolgte der Zusammenschluss, die letzten Flüchtlinge der Amateure wurden gar erst auf der ansteigenden Zielgerade zurückgeholt. Auf den letzten beiden Kilometern attackierten die Teamkollegen Baldo und Fumeaux erfolgreich und sorgten für einen Atlas-Doppelsieg! Dahinter folgen Salzinger auf 5 und ich auf Platz 6. im Sprint. Mit diesem 6. Rang nach einem harten Arbeitstag bin ich zufrieden, denn hinter mir liegt eine nicht ganz optimale Woche, wodurch ich die grossen Trainingsbelastungen auf Freitag und Samstag (inklusive dem TRC Winterrennen in Brütten) legen musste und damit nicht vollständig erholt an den Start ging, was nicht zwingend ein Nachteil sein muss. RESULTATE GP DE LA COURTINE: Früh im verregneten Rennen entstand eine Spitze, aus der sich Teamkollege und U23 Schweizermeister Marcel Aregger und Claudio Imhof zusammen mit einem Italiener verabschiedeten und den diesjährigen GP Mendrisio prägten. Aregger gewinnt mit einer starken Leistung und holt den ersten Saisonsieg vor Claudio Imhof für unser Team!! Auf einem völlig flachen und teils verwinkelten Rundkurs mit einer Renndistanz von 192km waren meine Erfolgsaussichten beim internationalen Rabobank Dorpenomloop (UCI 1.2) eher gering. Nach 5km deshalb mein erster Versuch an der Spitze etwas zu bewirken, zuerst zu zweit, dann schlossen weitere drei Konkurrenten auf, bis sich die Gruppe auf 15 Leute vergrösserte, lag ich während 20 Kilometern an der Spitze des Rennens mit geringem Vorsprung. Hinten beruhigte sich die Situation nicht und so entstanden nach unserer Einholung diverse Fluchtgruppen, bei denen u.a. Teamkollege Jan Keller oder später auch Daniel Henggeler Unterschlupf für Atlas vertreten waren. Die Omnium Schweizermeisterschaften auf der Bahn (in Aigle) verliefen
für mich nicht wie erhofft. Das angestrebte Top 5-Resultat verpasste ich
mit Schlussrang 7. Einzig in der Disziplin Punktefahren (4.) und in der
Einzelverfolgung (5.) gehörte ich zu den Stärkeren. In die Nähe meiner
persönlichen Bestleistungen aus der vergangenen Saison kam ich aber
weder in der 4000m Einzelverfolgung noch im Kilometer-Zeitfahren heran.
In den Ausdauerdisziplinen Punktefahren und Scratch machte ich physisch
einen besseren Eindruck. Gestern ist Trainingslager Nummer 3 mit einem mittellangen Abschlusstraining zu Ende gegangen. Bei nochmals angenehmen Temperaturen in kurz-kurz tankten wir abermals viel Sonne im Training und konnten damit das Trainingslager mit der Bahn-Nationalmannschaft mit gutem Gefühl beenden. Wertvolle Kilometer runden meinen Ausdauerblock ab.
Anfang Februar fand in der Turnhalle in Sulz die Teampräsentation vor zahlreichen Interessierten und versammelter Presse statt. Dabei entstanden die ersten Aufnahmen mit dem kompletten Team Atlas Personal - Jakroo 2012.
Das 18 Fahrer umfassende Team Atlas Personal - Jakroo 2012
von links: Bernhard Oberholzer, Peter Erdin, Teamchef Ueli Schumacher und Pirmin Lang Spontan und kurzfristig habe ich die Möglichkeit wahrgenommen, zusammen mit der Bahn-Nationalmannschaft unter der Leitung von Daniel Gisiger für eine Woche nach Mallorca zu fliegen. Durch meine Krankheitspause Anfangs Februar hat sich mein Trainingsplan verschoben. Hier auf Mallorca bei wärmeren Bedingungen finde ich optimale Verhältnisse für die langen Ausdauereinheiten in einer grösseren Gruppe. Das über rund 180km und fünf Runden führende Profirennen GP Lugano der Klasse UCI 1.1 mit diversen Steigungen war aufgrund des heftigen Nordföhns sehr hart. Im Feld vielleicht weniger, aber gleich nach dem Start lancierte ich nach der ersten Tempoverschärfung eine Konterattacke und löste damit die erste Fluchtgruppe aus, zuerst zu zweit. Kurz darauf schlossen drei weitere Rennfahrer auf und wir öffneten die Lücke. Hinten wurde ungewohnt früh schon wieder das Tempo forciert und bei den starken Windverhältnissen hatten wir es vorn auf diesem Parcours äusserst schwer. Gut das halbe Rennen befand ich mich rund 90km an der Spitze, ehe wir kurz vor der grossen Steigung wieder gestellt wurden. Als ich dann am Schluss des Feldes in der Abfahrt auch noch die Luft im Hinterreifen verlor, war das Rennen für mich gelaufen. Zufrieden bin ich, dass ich mich ohne persönliche Topverhältnisse schon aktiv auf diesem Niveau vor zahlreichem Publikum in Lugano an der Spitze gezeigt habe. Ziel wäre allerdings ein Finish gewesen, dazu hätte ich aber wohl im Feld bleiben müssen. Die Teamtaktik lautete allerdings, einen Fahrer in der Spitze zu platzieren, was mit mir gelungen ist. Ein intensiver "Trainingstag" für mich. Das über 195km und 4 längere Anstiege führende Profirennen Trofeo Laigueglia (UCI 1.1) war zum Saisonbeginn eine Nummer zu schwer für mich. Weil das Rennen aber einerseits für mich als Abschluss des zweiten Trainingslagers lediglich zu Trainingszwecken bestimmt war und andererseits meine Fiebererkrankung vor zwei Wochen die Trainingsplanung etwas über den Haufen warf, stand ich ohne Druck und natürlich nicht völlig erholt am Start. Bei extrem besseren Wetterbedingungen als in der Schweiz zogen wir mit der Umdisponierung von Cesenatico (Bei Traininglagerbeginn Schnee!) nach San Bartolomeo in der Region Genua den Joker. Wir spulten diese Woche unsere Trainingseinheiten bei immer besser werdendem Wetter ab, während in der Schweiz immer noch frostige Temperaturen gemeldet wurden. Am Wochenende ist für mich mit dem Profirennen Trofeo Laiguelia der Klasse UCI 1.1 ein äusserst harter Saisonstart geplant, bei dem ich nicht mit einem „Einrollen“ in die Saison rechnen kann, denn der Parcours führt über 4 grössere Anstiege zwischen 6 und 10km Länge! Wenn die U23-Fahrer unserer Equipe mit der Nationalmannschaft nicht in Mallorca weilen würden, hätte ich mit meinem jetzigen Formstand und dem Trainingsunterbruch wegen Krankheit wohl auf dieses schwere Rennen verzichtet und einem Kollegen in besserer Verfassung die Teilnahme überlassen. So sehe ich das Rennen als erste richtige Standortbestimmung. Eigentlich hätte der GP Etruschi das Eröffnungsrennen 2012 werden sollen. Just über Nacht vor der Abreise fühlte ich mich unwohl und stellte erhöhte Temperatur fest: Damit war klar, dass ich auf den Saisonstart verzichten musste. – Die richtige Entscheidung. Auskurieren war angesagt, Saisonstart verschoben. Am kommenden Wochenende beginnt die Radsportsaison 2012 schon unerwartet früh beim GP Costa degli Etruschi in der Toscana. Trotz vergleichsweise tiefem Kilometerstand gegenüber der Mehrheit meiner Teamkollegen habe ich von der Teamleitung ein Aufgebot erhalten. So gesehen starte ich ohne Ambitionen in dieses Rennen und versuche, möglichst viele Rennkilometer zu sammeln. Das Team Atlas Personal – Jakroo startet am 4. Februar 2012 bereits in die Saison. Mit der Coppa Costa degli Etruschi (Pokal der etruskischen Küste) wartet eine Wildcardeinladung für das Profirennen mit UCI-Status 1.1 auf uns. Wer im Aufgebot figuriert, wird nächste Woche entschieden, deshalb ist noch unklar, ob ich selbst schon Anfangs Februar wieder ins Renngeschehen einsteige. Zusammen mit den beiden deutschen Teamkollegen Florian Salzinger und David Rösch, dem Ungaren Petèr Kusztor und den beiden Schweizern Michael Baer und Patrick Schelling fand sich eine kleine Gruppe des Teams Atlas-Personal für das erste Trainingscamp auf privater Basis in La Marina bei Alicante zusammen. | |||||||||||||||||||||||||||